Cannabiskonsum – VGH München 24.04.2019, 11 Cs 18.2605

Redaktioneller Leitsatz:
Es entspricht einer gesicherten, auf rechtsmedizinischen Untersuchungen beruhenden Erkenntnis, dass jedenfalls ab einer Konzentration des THC-Metaboliten THC-COOH von 150 ng/ml im Blutserum von einem regelmäßigen Cannabiskonsum auszugehen ist (Fortführung von BayVGH BeckRS 2016,
BECKRS Jahr 40022 Rn. BECKRS Jahr 2016 Randnummer 13 mwN); dem ist die ständige Rechtsprechung und Fachliteratur gefolgt. (Rn. BECKRS Jahr 2019 Randnummer 13)

Der VGH München hatte sich mit Feststellungen zu Cannabiswerten auseinanderzusetzen. Es ging um die Frage des „regelmäßigen“ Cannabiskonsums, basierend auf einem THC-COOH-Wert von 150 ng/ml. Das Gericht bejahte die Frage eindeutig.

Aus den Gründen des Urteils:
„Bei der Annahme, dass jedenfalls ab einer Konzentration des THC-Metaboliten THC-COOH von 150 ng/ml im Blutserum von einem regelmäßigen Cannabiskonsum auszugehen ist, handelt es sich entgegen der Auffassung des Antragstellers nicht um eine Spekulation, sondern um eine gesicherte, auf rechtsmedizinischen Untersuchungen beruhende Erkenntnis

(vgl. BayVGH, B.v. 14.10.2003 – VGHMUENCHEN Aktenzeichen 11CS032433 11 CS 03.2433 – Blutalkohol 2004, 561 = juris Rn. 14; B.v. 16.12.2015 – Aktenzeichen 11CS152377 11 CS 15.2377 – juris Rn. 13; Daldrup/Käferstein/Köhler/Maier/Musshoff, Blutalkohol 2000, S. 39/43 f.; Möller in Hettenbach/Kalus/Möller/Pießkalla/Uhle, Drogen und Straßenverkehr, 3. Aufl. 2016, § 3 Rn. 127 ff., 230 ff. jeweils unter Hinweis auf einzelne Studien; Zwerger, Berührungspunkte von Toxikologie und Rechtsprechung: Blutwerte nach Cannabiskonsum und Fahreignung, XV. Symposium der Gesellschaft für Toxikologische und Forensische Chemie, 18. – 21.4.2007, Tagungsband S. 61/65 unter Hinweis auf gutachtliche Stellungnahmen des Instituts für Rechtsmedizin der Universität München an das Staatsministerium des Innern vom 23.8.2005 und 25.10.2005; vgl. auch Kriterium D 4.1 N Nr. 6 der Beurteilungskriterien, S. 192, wonach bereits eine THC-COOH-Konzentration von mehr als 100 ng/ml nicht mehr mit der Annahme gelegentlichen Cannabiskonsums in Einklang zu bringen ist), der die ständige Rechtsprechung und Fachliteratur gefolgt ist (zuletzt BayVGH, B.v. 27.1.2017 – VGHMUENCHEN Aktenzeichen 11CS162403 11 CS 16.2403 – juris Rn. 14 f.; OVG Berlin-Bbg., B.v. 27.8.2018 – OVG Aktenzeichen 4S3418 4 S 34.18 – juris Rn. 5 m.w.N.; HessVGH, B.v. 15.9.2016 – VGHKASSEL Aktenzeichen 2B233516 2 B 2335/16 – juris Rn. 8; OVG NW, B.v. 11.2.2015 – OVGMUENSTER Aktenzeichen 16B5015 16 B 50/15 – juris Rn. 8; Patzak in Körner/Patzak/Volkmer, BtMG, 8. Aufl. 2016, Vor §§ 29 ff. Rn. 470; Hühnermann in Burmann/Heß/Hühnermann/Jahnke, Straßenverkehrsrecht, 25. Aufl. 2018, § 3 StVG Rn. JANJAGBURKOSTVR 25 STVG § 3 Randnummer 4a; Zwerger, ZfS 2007, ZFS Jahr 2007 Seite 551/ZFS Jahr 2007 552). Konzentrationen von 100 bis 150 ng/ml liegen oberhalb der Werte, die nach Rauchversuchen im Blut bzw. Serumproben festgestellt worden sind (vgl. Daldrup/Käferstein/Köhler/ Maier/Musshoff, a.a.O. S. 43 m.w.N.). Ihre Ursache wird in Kumulationseffekten infolge langer Eliminationshalbwertszeiten gesehen. Eine Anreicherung von THC-COOH im Blut von regelmäßigen Cannabiskonsumenten ist ebenfalls in Studien nachgewiesen worden (vgl. Daldrup/Käferstein/Köhler/Maier/Musshoff, a.a.O. S. 44 m.w.N.). Ausgehend von einer Anfangskonzentration des Metaboliten THC-COOH von 150 ng/ml kann bei einer Konzentration von mindestens 75 ng/ml THC-COOH im Blut wegen dessen Halbwertszeiten auf einen regelmäßigen Konsum geschlossen werden, wenn eine Blutprobe aufgrund einer behördlichen Anordnung erst bis zu acht Tage nach dem letzten Konsum entnommen worden ist, und wiederum umgekehrt kann ausgehend von einem Grenzwert von 75 ng/ml THC-COOH beim Nachweis von 150 ng/ml THC-COOH im Blutserum auf einen regelmäßigen Konsum geschlossen werden, wenn die Blutprobe zeitnah nach einer Verkehrskontrolle entnommen worden ist (vgl. Daldrup/Käferstein/Köhler/Maier/Musshoff, a.a.O. S. 44 m.w.N.; Daldrup, Cannabiskonsum und Fahreignung – Erfahrungen und Ergebnisse aus Nordrhein-Westfalen, XV. Symposium der Gesellschaft für Toxikologische und Forensische Chemie, 18. – 21.4.2007, Tagungsband S. 74/76 f.; Runderlass Nordrhein-Westfalen vom 18.12.2002 – BFH Aktenzeichen VIB22103 VI B 2-21-03/2.1; Möller, a.a.O., Rn. 233; Haase, ZfSch 2007, ZFS Jahr 2007 Seite 2/ZFS Jahr 2007 6 f.; NdsOVG, B.v. 11.7.2003 – OVGLUENEBURG Aktenzeichen 12ME28703 12 ME 287/03 – DAR 2003, DAR Jahr 2003 Seite 480 = juris Rn. 4 ff.).

Quelle: BeckRS 2019, 8661